Herkunft und Geschichte des Sealyham Terriers
Die Geschichte des Sealyham Terrier beginnt im Jahr 1848. Auf dem Landsitz „Sealyham Mansion“ in der Nähe von Haverfordwest in Wales wohnte seit Generationen die Familie von Captain John Edwards. Nach seiner Pensionierung im Alter von 40 Jahren zog sich Edwards, ein Landedelmann, der als recht exzentrisch beschrieben wird, dorthin zurück, um sich ausgiebig seinem Hobby, der Jagd, zu widmen. Im Sommer zu Pferd auf der Suche nach Füchsen und im Winter zu Fuß auf Otter-, Dachs- und Iltis-Spur, war er auf ausdauernde Hunde angewiesen, die dementsprechend wetterfest sein mussten, um sich in der feuchten walisischen Landschaft wohlzufühlen.
Die Hunde, die in der damaligen Zeit zur Jagd zur Verfügung standen, befriedigten ihn nicht. Es kam ihm darauf an, einen niederläufigen, wendigen und zähen Jagdgebrauchshund zu züchten, der zwar scharf auf alles Raubzeug, aber auch ohne Aggressionen anderen Hunden gegenüber war, da er in der Meute jagen und auch laufen sollte.
Es wird vermutet, das aus Flandern stammende weiße, rauhaarige Bassets Capt. Edwards als Grundstock seiner Zucht dienten. Sir Jocelyn Lucas behauptete allerdings, die Zuchtbasis seien Welsh Corgis gewesen. Leider hinterließ Capt. Edwards keine Aufzeichnungen als er im vorigen Jahrhundert starb.
Was genau in die Ursprünge der Sealyham Zucht einfloss, kann nur nach Berichten von Verwandten und Freunden des Captains nachvollzogen werden. Einigkeit besteht darin, das er hauptsächlich Dandie Dinmont Terrier zum Einkreuzen benutzte, aber auch Cheshire Terrier (eine ausgestorbene Art kleiner Bullterrier) und Foxterrier sollen beteiligt gewesen sein. Die Verwandtschaft mit dem Foxterrier ist offensichtlich. Eine gewisse Haar- und Farbgleichheit, sowie ähnliche Umriss- Formen bewirkten, das der Volksmund ihn zu Beginn seines Auftauchens als “Foxterrier ohne Beine“ bezeichnete.
Strenge unnachgiebige Auslese
Gut überliefert ist Edwards unnachgiebige Zuchtauslese. Seine Terrier mussten auf der Jagd Dachs und Otter ohne mit der Wimper zu zucken angreifen, durften untereinander aber keine Tendenzen zur Aggression zeigen. Schließlich sollten sie in der Meute jagen und mit den Foxhounds laufen. Edwards selber schrieb über seine Hunde: „Ich kann gleichzeitig fünf oder sechs Paare unter die Erde schicken oder mit fünfzehn Paaren auf die Jagd mit der Flinte gehen, nie wird es dabei zum Streit der Hunde untereinander kommen. Ich würde einen streitsüchtigen Hund nie auch nur fünf Minuten lang behalten, noch viel weniger mit ihm züchten. Er hielt bis zu hundert Hunde. Seine Welpen gab er zur Aufzucht an seine Pächter ab. Waren die Hunde rund ein halbes Jahr alt, wurden sie von Edwards besichtigt. Lief ein Hund bei seinem Anblick davon, wurde er erschossen. Die zweite Prüfung erfolgte mit zehn bis zwölf Monaten. Die Hunde mussten ihre Jagdtauglichkeit unter Beweis stellen. Mit einem Iltis wurde eine Fährte bis in einen Kunstbau gelegt, in dem der Iltis eingeschlossen wurde. Der junge Hund sollte die Fährte aufnehmen, ihr folgen und den Iltis töten. Tat der Hund das nicht, wurde er erschossen.
Seine Zuchtmethoden galten bereits damals als umstritten. Mit den Jahren soll Edwards milder geworden sein. So ließ er einen Junghund, der den Iltis nicht gestellt hatte, am Leben, weil der Pächter um den Hund als Rattenvertilger gebeten hatte. Im Alter von zwei Jahren kaufte Edwards den Hund zurück, als den besten Jagdterrier, den er je gezüchtet hatte.
Ein magischer Ort – Sealyham Mansion
Den Landsitz Sealyham Mansion gibt es heute noch und er kann mit etwas Glück auch besucht werden. Sabina Boatic war mit Sealyham Emma dort und hat uns ihren Reisebericht geschickt:
“ … wir fahren nach Wales. Es ist schon ein beschwerlicher Trip, aber auf jeden Fall eine Reise wert. Nach gut 16 Stunden kamen wir dann Pembrookshire an.
Wales selbst, insbesondere Fishgard, St David und all die anderen kleinen Orte rund um die Sealyham Mansion sind klein und verträumt. Kleine Häuschen, viel Grün und sehr viele Schafe, es ist eine wirklich paradiesische Umgebung.
Emma auf den Spuren ihrer Vorfahren
Die Sealyham Mansion steht in dem Ort Sealyham, und ist heute eine Art Feriendomizil für Schulkinder die auf Klassenreise fahren. Das Anwesen wurde zuletzt in 1986 von den Familien Richards & Hone gekauft, und der Ausbau als Feriendomizil für Schulkinder aus gebaut und finanziert.
Diese Tatsache tut der Magie die von diesem Ort ausgeht keinen Abbruch. Wir durften uns das Haus von Innen ansehen, und sind hinter dem Haus auf dem riesigen Anwesen bei den zum Teil noch erhaltenen Kenneln geswesen. Hier ist alles noch sehr ursprünglich, matchig und geheimnisvoll. Die Legende besagt, Cpt Tucker – Edwaredes hätte seine verstobenen Hunde auf dem rieisigen Anwesen bestattet. Sollte dies wahr sein, könnte man dort die Gebeine finden, und den genauen Ursprung der Rasse gemäß DNA bestimmten. Es steht nach wie vor nicht zu 100 % fest aus welchen Rassen genau der Sealyham gezüchtet wurde. Aber wie gesagt es ist eine Legende. Sich vorzustellen wie hier alles begann, der spannenden Geschichte des Sealyhams und der Famile Tucker, durch unseren Guide Jenny zu lauschen, ist ein sehr faszinierendes Erlebnis. Es ist als würde der Geist von Colonel Tucker – Edwardes hier noch spuken.
Es gibt immer wieder Ansätze an diesem Ort wieder ein großes Rassetreffen zu veranstalten, wie es schon in den 80 iger Jahren statt gefunden hat. Aber zur Zeit ist noch nichts Konkretes geplant.
Wir werden auf jeden Fall wieder nach Wales fahren, es ist zu einem unserer liebsten Reiseorte geworden.“
Historische Entwicklung der Rasse
Als John Edwards 1891 starb, übernahm seine Schwiegertochter das Erbe und wurde schließlich Präsidentin des 1908 gegründeten Sealyham Terrier Clubs. Sie stellte ihre Hunde aus und galt als Verwalterin der Rasse. 1910 wurde ein erster Rassestandard für die kurzbeinigen Terrier aufgestellt und ab 1911 wurden sie vom Kennel Club registriert. Das Publikum wurde auf die Hunde aufmerksam und das Interesse war geweckt, Der erste Weltkrieg führte in der Zucht, wie bei so vielen anderen Rassen auch, zu einem Abbruch. Jedoch gehörten sie zu den ersten Hunderassen, deren Zucht wieder aufgenommen wurde. Die folgenden 20 Jahre bilden den Höhepunkt ihrer Popularität.
Alfred Hitchcock und seine Sealyhams
Alfred Hitchcock schätzte seine beiden Sealyham Terrier“Geoffrey“ und “Stanley“so, dass er sie persönlich in der Anfangsszene von “Die Vögel“ aus einem Tiergeschäft herausführt. In “Storm in a Teacup“ von Victor Saville sprintet gleich ein ganzes Rudel Sealyhams durch eine Szene, fast wie ein Sinnbild für die 30er und 40er Jahre.
Kein Prominenter dieser Zeit, der sich nicht mit seinem Sealyham ablichten ließ: Agatha Christie, Dorothy Parker, Humphrey Bogart, Bette Davis, Gary Cooper, Elizabeth Taylor, Princess Margaret und die Queen besaßen diese lebenslustigen Hunde.Was natürlich alle Welt dazu inspirierte sich ein ähnliches Modell anzuschaffen.
Aktuelle Zuchtsituation
Heute ist der Sealyham Terrier leider vom Aussterben bedroht.
Die Welpenstatistiken sehen mager aus. Im letzten Jahrzehnt sind in den meisten Ländern Europas, in den Zuchtbüchern eingetragene Welpen unter 20 und in England unter 100 Welpen zu verzeichnen. In ihrer Blütezeit in den 20er Jahren kamen nur alleine in England pro Jahr 2000 Welpen zur Welt. Damit der Sealyham jedoch weiter bestehen kann, wären 300-500 Welpen pro Jahr nötig, sind viele Rasse Kenner überzeugt.
Positive ist allerdings zu verzeichnen, dass in den letzten Jahre das Interesse an dieser liebenswerten Rasse wieder zunimmt. Auch auf Ausstellungen ist die Rasse wieder stärker vertreten und findet mehr Beachtung.
Aktuell gibt es in Deutschland 6 in Klub für Terrier eingetragene Züchter.
Anmerkung von Terrier.de
Die Sealyham Terrier in unserem Bekanntenkreis sind sehr aufmerksame, freundliche und verschmuste Hunde, die man gerne um sich hat. In unserem persönlichen „Terrierranking“ stehen sie ganz weit oben. Wir hoffen, dass wir mit diesem Rasseprofil neue Freunde für diese tolle Rasse gewinnen können und dass man diese außergewöhnlichen und besonderen Terrier wieder mehr in der Öffentlichkeit sieht.
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